[Update] Februar ’17 Dresden: Alte & neue Nazis blockieren!

Es ist mal wieder Februar und die (Neo-)Nazis wollen erneut auf ihre Weise den Dresdner Opfermythos zelebrieren. Damit ihr euch angemessen auf die nächsten Tage vorbereiten könnt, fassen wir hier alle bekannten Informationen zu den kommenden (Neo-)Nazidemonstrationen und den Gegenprotesten zusammen. Den Aufruf zu den Gegenprotesten und gegen den Opferzirkus findet ihr weiter unten.
Deutschlands ehemals größter (Neo-)Naziaufmarsch ist zwar dank dem facettenreichen Engagement vieler Antifaschist*innen Geschichte. Damit dies aber auch so bleibt, heißt es weiterhin und kontinuierlich gegen alte und neue Nazis auf die Straße zu gehen. Bereits im letzten Jahr konnten von Seiten “Freier Kräfte”, der NPD, des 3. Wegs und anderer (Neo-)Nazis wieder 600 Rechte mobilisiert werden, um rund um den 13. Februar ihre braune Ideologie auf die Straße zu tragen. Anknüpfungspunkte finden sie dafür auch in dem von Teilen der Stadtgesellschaft mitgetragenen revisionistischen Gedenkdiskurs. Sofern wir sie nicht stoppen, werden die Nazis auch in Zukunft nicht locker lassen, diesen Tag für ihre Ziele zu nutzen. Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass sie diese nie erreichen!

Zur Versammlungslage:

Wir halten uns so knapp wie möglich, mehr Hintergründe beleuchtet dieser Artikel vom Antifa Recherche Team.

Nazis:

A) Samtag, 11.02.2017

Bislang gab es viele Gerüchte, wann und wo der zentrale (Neo-)Nazigedenkmarsch stattfinden soll. Um Gegenprotest zu erschweren hält sich die Dresdner (Neo-)Naziszene im Vorfeld seit einigen Jahren bedeckt, mobilisiert vor allem intern und zeigt ihre Versammlungen erst 48 Stunden vorher an. Allerdings verdichten sich die Informationen, dass der Fackelmarsch dieses Jahr am 11.02. stattfinden wird, vermutlich am späten Nachmittag. Unklar ist bislang, ob sie, wie vergangenes Jahr, in Nickern auflaufen oder sich nun die Altstadtkulisse zurückholen wollen – eine mögliche Route ist auf der Aktionskarte zu finden. Die Mobilisierung der (Neo-)Nazistrukturen rund um den Anmelder vergangener Jahre, Maik Müller, läuft etwas schleppender als letztes Jahr, dennoch sollten wir uns auf mehrere Hundert Teilnehmer*innen aus dem organisierten (Neo-)Nazispektrum einstellen, die sich vorraussichtlich gegen 16 Uhr sammeln.

Für den 11.02. ist außerdem eine eine Demonstration von dem bayrischen (Neo-)Nazi und Holocaustleugner Gerhard Ittner angezeigt. Treffpunkt ist 14:00 Uhr am Zwingerteich. Von dort aus soll die Route über die Marienbrücke durch die Neustadt zum Sachsenplatz führen (siehe Aktionskarte). Aufgrund interner Streitigkeiten in der rechten Szene dürfte die Beteiligung deutlich geringer ausfallen, es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass sich vereinzelt “besorgte Bürger” Ittners Aktion anschließen.

B) Weitere (rechte) Aktivitäten

Auch Pegida ist mit von der Partie. Für den 12.02. rufen Pegidist*innen erneut dazu auf, die Kunstinstallation auf dem Neumarktf zu stören. Auch aus dem Umfeld von NPD und JN sind Störaktionen gegen Installationen auf Neumarkt und Theater angekündigt. Am 07.02. sammelte sich ein rechter Haufen von knapp 300 Leuten vor den Bussen. Die montägliche Pegida-Demo fällt am 13.02. jedoch aus.
Dafür inszeniert die Stadt wie jedes Jahr an diesem Tag ihre Opferrolle, indem Sie den Bürger*innen ermöglicht, Kerzen in einen großen, vor der Frauenkirche, aufgebauten Sandkasten auszustellen. Darunter mischen sich auch immer wieder (Neo-)Nazis. Auch auf dem Heidefriedhof sollen wieder Kränze abgeworfen werden, bleibt abzuwarten wie sich dies unter neuer Schirmherrschaft dieses Jahr entwickeln wird. Fast ebenso traditionell inzwischen: die Menschenkette um 18:00 Uhr in leicht verkürzter Ausführung, auch dabei ist mit vereinzelter Nazibeteiligung zu rechnen. Ein Selfie mit dem OB ist allerdings inzwischen nicht mehr zu erwarten. Die AFD hat für den 14.02. eine Versammlung angemeldet. Genau wie die letzten 3 Jahre will sie sich 18:00 Uhr am Altmarkt treffen und wahrscheinlich Kränze abwerfen und ein “würdiges Denkmal” für die Dresdner Opfer fordern. Außerdem kann es sein, dass (Neo-)Nazis am Donnerstag und Freitag im Rahmen ihrer Aktionswoche erneut öffentlich auftreten.

Gegenprotest und Infokanäle

Um ein Comeback des Februargroßaufmarsches zu verhindern, muss der Fokus des Gegenprotestes auf dem Fackelmarsch von Maik Müller und Co. liegen. Dieser dürfte auch rein zahlenmäßig das wichtigste Ziel für antifaschistische Interventionen sein. Zusammen mit Dresden Nazifrei und Nope rufen wir dazu auf, diesen (Neo-)Naziaufmarsch zu blockieren. Von Dresden Nazifrei gibt es an verschiedenen Punkten der Stadt Anmeldungen, die als Anlaufpunkte genutzt werden können. Da Ort und Zeit allerdings relativ kurzfristig bekannt sein werden, heißt es für uns flexibel zu sein und eventuell eine längere Fahrt an den Stadtrand mit einzuplanen. Checkt regelmäßig die Kanäle und bleibt die nächsten Tage aufmerksam und aktionsbereit.

Aktuelle Infos bekommt ihr über Twitter: @dd_nazifrei, @antifa_dresden, @nope_dd

Aktionskarten:
Mit Fackelmarsch
Ohne Fackelmarsch

Ermittlungsausschuss, falls ihr festgenommen werdet: 0351/89960456

Sanis: 0160/1479112

Naziaufmarsch blockieren! Stay rude, stay rebel, stay tuned

P.S.: Nazis blockiert und immer noch voller Energie? Am 11.02. ab 20:00 Uhr AZ Conni “Feminists against Nazis” – Vortrag zum Zusammenhang von (Neo-)Nazismus und Gender, danach feinster female fronted Aggressionsabbau presented by böse&gemein

Gemeinsamer Aufruf:

Nichts gegen Dresden, aber …

… auch dieses Jahr wird uns der alljährlich in Dresden zelebrierte Gedenkzinnober nicht erspart bleiben. Neben dem öffentlichen Gedenken am 13. Februar, dem Klagen über das vermeintlich sinnlose Bombardement einer ach so unschuldigen Stadt, werden erneut mehrere hundert (Neo-)Nazis aufmarschieren. Nachdem 2010 und in den folgenden Jahren der Naziaufmarsch verhindert wurde, nahmen die Teilnehmer*innenzahlen der schlechten Verlierer*innen in den letzten Jahren wieder zu. Und da ihnen die Innenstadt durch jahrelanges Engagement madig gemacht wurde, wichen die Schlechtmenschen 2016 erstmals an den Stadtrand nach Dresden-Nickern aus. Trotz aller Erfolge der vergangenen Jahre ist nicht damit zu rechnen, dass die Nazis den Termin des 13. Februar kampflos aufgeben – Widerstand ist immer noch notwendig!

Mythos

Bis heute lebt der Mythos von der unschuldigen Kunst- und Kulturstadt fort, die Ziel der „barbarischen” Luftangriffe der West-Alliierten wurde. Stattdessen war Dresden zur Zeit der Luftangriffe die letzte intakte Garnisonsstadt des Deutschen Reiches, ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt, beherbergte kriegswichtige Industrie, beutete tausende Zwangsarbeiter*innen aus und war alles in allem ein gut funktionierendes Rädchen im NS-Apparat Schon Tage nach den Luftangriffen wurden diese von den Nazis propagandistisch ausgebeutet. Auch für die Staatsideologie der DDR passte das Gerede von “anglo-amerikanischen Bombenterror” gut ins Programm – und hält sich bis heute in den Köpfen.

Opferzirkus reloaded

Auch wenn mittlerweile versucht wird sich moderner zu geben, so wird die deutsche Verantwortung an der Bombardierung Dresdens bis heute relativiert. Wenn man heute „Parallelen” zwischen der Bombardierung Dresdens und dem Krieg in Syrien sehen will, zeigt man nur, dass man immer noch rein gar nichts begriffen hat. Auch im Umgang mit den mehr als zweijährigen PEGIDA-Demonstrationen erkennt man die gleiche Argumentationsfigur: Wie einst dunkle Mächte das unschuldige Dresden heimsuchten, so besudeln heute störrische Wutbürger*innen das Ansehen der Stadt. Selbstkritik, Eingestehen eigener Fehler oder Akzeptanz eigner Verantwortung? Fehlanzeige! Es ist die Kontinuität des geschichtsvergessenen konservativen Weltbürger*innengestus, die es rassistischem und völkisch-nationalistischem Denken so einfach macht, in Dresden immer wieder Fuß zu fassen: Das Gedenken wird nicht missbraucht, sondern es bereitet den Boden für (Neo-)Nazis und andere Arschlöcher!

Menschenkette – What the fuck!?

Eingeführt zur Imagepflege, hat sich die Menschenkette als moderne Form des kontextlosen „stillen Gedenkens” etabliert. Dabei führte sich der „anti-extremistische Schutzwall” von Anfang an selbst ad absurdum, indem er die Innenstadt vor „Missbräuchlern” schützte, die dort per Versammlungsgesetz in jedem Fall nicht demonstrieren durften. 2016 wurde die Organisierung des „Rumstehens und Wegsehens” an den Denk Mal Fort e.V. abgegeben – und bleibt sich ansonsten inhaltlich treu. So bleibt festzuhalten, dass bis heute rein gar nichts begriffen wurde. Die Singularität der deutschen Barbarei wird auch 2017 weiterhin munter ausgeblendet. Und wenn auch dieses Jahr wieder von Versöhnung salbadert wird, werden wir dem entgegenhalten: Ein Angebot zu Versöhnung kann nur von den Betroffenen und deren Nachfahren kommen! Weder kann es von den Nachfahren der Täterinnen postuliert, noch von einer an hübschen Bildern interessierten Stadtführung deklariert werden

Und du so?

Wir werden auch dieses Jahr das Gedenken kritisch begleiten und (Neo-)Nazis und anderen Menschenfeinden zeigen was wir von ihnen halten – Nichts! Auch 2017 heißt es wieder: Raus auf die Straße – Nazis blockieren!

Es gibt momentan zwei gesicherte Nazi-Anmeldungen für den 11.02. und 18.02.2017. Hinzu kommt der 13. Februar selbst, der dieses Jahr ein Montag ist. Nach derzeitigem Stand ist eine (Neo-)Nazidemo am 11.02. vom Zwingerteich in Richtung Dresden-Neustadt das wahrscheinlichste Szenario. Die Vorbereitungen auf unserer Seite laufen, doch verlässlichere Infos werden, wie in den letzten Jahren, erst recht kurzfristig verfügbar sein. In jedem Fall gilt aber: Alle Vorbereitung ist umsonst, wenn Ihr nicht auftaucht! Bereitet Euch also vor, checkt regelmäßig die üblichen Kanäle und seid spontan!

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