Am Mittwoch dem 21.08.2019 – Zwangsumzug von Obdachlosen stoppen!
Auch heute, am 20.08.2019 protestierten Betroffene und Unterstützer*innen vor dem Übergangswohnheim für Obdachlose in der Hubertusstraße 36 C in Pieschen erneut gegen die Zwangsumsiedelung von 20 Bewohnern*innen in die Unterkunft “Wetterwarte” nach Klotzsche. Sowohl notwendiges Pflegepersonal, als auch entsprechende Infrastruktur – in der Unterkunft sowie in deren Umfeld – konnten die Stadt Dresden und das Sozialamt bisher nicht in ausreichendem Umfang bereitstellen. Aus diesem Grund wurde bereits am gestrigen Montag die anberaumte Umverlegung der Betroffenen kurzfristig abgesagt. Diese soll nach Angaben des Sozialamtes am morgigen Mittwoch, dem 21. August, ab 08:00Uhr stattfinden.
Dem Protest schlossen sich erneut dutzende Menschen an. Auch die Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (DIE LINKE) erschien vor Ort und sprach mit den Protestierenden und einem Betroffenen der Maßnahme. Eine einvernehmliche Entscheidung mit den Bewohner*innen der Unterkunft konnte jedoch nicht erreicht werden. In Gesprächen mit der Sozialbürgermeisterin sowie den zuständigen Personen des Sozialamtes wurde schnell klar, dass eine Umverlegung – über den Willen der Betroffenen hinweg – alternativlos sei. Auch der Vorschlag zu einer gemeinsamen Begehung des neuen Objektes “Wetterwarte” in Klotzsche, um sich von diesem einen besseren Eindruck zu verschaffen, wurde von Seiten der Verantwortlichen der Stadt kategorisch abgewiesen. Hierbei hätten die Betroffenen der Maßnahme die Möglichkeit gehabt, sich von der bedarfs- und bedürfnisgerechten Unterbringung ein eigenes Bild zu machen und gegebenenfalls die Unterkunft als für sich selbst geeignet oder nicht definieren zu können. Dieses Recht auf eine selbstständige Entscheidungen über die eigene Wohnsituation sprechen Verantwortliche aus Politik und Stadt hierbei den Betroffenen der Maßnahme ab und meinen zu wissen, was das beste für diese Menschen wäre.
Dieser Zwangsumzug in die Abgeschiedenheit, aus der Stadt heraus an den Rand, bedeutet für die Bewohner*innen aber vor allem den Verlust des aktuellen sozialen Umfeldes. Weiterhin kommt es aufgrund der mangelhaften und zeitlich begrenzten ÖPNV-Erreichbarkeit zu einer deutlich schlechteren Anbindung an das soziale Leben in der Stadt Dresden. Dies bedeutet Einschnitte im Bereich gesellschaftlicher Teilhabe aber auch in Bezug auf die selbstständige Erreichbarkeit von Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten. Folglich kann es zu einer zunehmenden Abgehängtheit und Perspektivlosigkeit der Betroffenen kommen, aber auch zur Zunahme psychischer und körperlicher Erkrankungen. Die unbekannte, neue Umgebung in Klotzsche stellt insbesondere für Orientierungslose eine Gefahr dar und könnte den möglichen Kältetod im Winter bedeuten. Viele der Betroffenen wollen die Unterkunft in Pieschen nicht verlassen und kritisieren den Umgang mit ihnen bezüglich der Maßnahme im Allgemeinen und insbesondere das Fehlen der Möglichkeit selbstständig und nach eigenem Willen darüber zu entscheiden, in welcher Unterkunft man leben möchte.
Wir rufen daher auf, auch morgen wieder solidarisch mit den Betroffenen der Zwangsumsiedlung zu sein und sich ab 08:00 Uhr vor der Unterkunft einzufinden. Dort wird es im Rahmen einer angemeldeten Kundgebung unter dem Motto “Solidarität statt Ausgrenzung!” ein Mitbringfrühstück geben sowie die Möglichkeit mit den Bewohner der Unterkunft und den solidarischen Menschen ins Gespräch zu kommen. Hierzu laden wir alle Menschen herzlichst ein!
Mit freundlichen Grüßen
Bewohner*innen der Hubertusstraße 36C sowie deren Unterstützer*innen