Der 8. März (k)ein Tag wie jeder andere.
Der 8. März oder auch Internationaler Frauentag gilt als Aktionstag für den Kampf für Gleichberechtigung und Frauenrechte. Entstanden in der Zeit des Zweiten Weltkrieges nimmt er seinen Beginn auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz , wo er von amerikanischen Feministen_Innen vorgeschlagen wurde und unter anderem Clara Zetkin einen positiven Beschluss forderte. Der achte März wurde bewusst gewählt und steht in der Tradition der großen Textilarbeiter_Innen-Streiks (08.03. 1857) in New York. In St. Petersburg fand am 8. März 1917 (im russischen Kalender der 23. Februar) ein immenser Streik der Textilarbeiter_Innen gegen Krieg, Hunger und den Zaren statt. Nachdem auch andere Sektoren vom Streik ergriffen wurden, kam es zum Generalstreik, der unter andrem als Auslöser der Februarrevolution gilt.Ausgehend von der Konferenz fand der Frauenkampftag regelmäßig statt, selbst als dieser 1933 durch die Nazis verboten, die bis dahin erkämpften Fortschritte zunichte gemacht und durch den besser in die Familien/Frauen-Ideologie passenden Muttertag ersetzt wurde. Nichtsdestotrotz haben bis 1945 immer wieder kommunistische Frauen auf den achten März aufmerksam gemacht und er wurde sogar in Zuchthäusern und Konzentrationslagern durch das Tragen von roten Bindfäden begangen oder auch im zivilen Leben durch das Aufhängen von roten Wäschestücken aus den Fenstern. Damit hat dieser Tag auch eine nicht auszuschlagende antifaschistische Bedeutung. Soviel erst einmal zum historischen Abriss des achten März. Viele werden sich jetzt fragen: „Hä? Frauentag? Warum das denn? Ich bin Queer und gegen Gendermainstream“ usw. Dazu ist zu sagen, dass wir leider auch heute noch in einer Gesellschaft leben, in der es immer noch nur zwei Geschlechter akzeptiert werden und Menschen knallhart dem einem oder dem anderen Geschlecht zugeteilt werden. Ohne Frage gilt unsere Solidarität auch den Kämpfen der Queer-, Trans- und Lebsenbewegung und der achte März ist auch ein guter Tag, um gegen diesen Missstand anzugehen. Aber Tatsache ist, dass eine Geschlechterdichotomie existiert und dass bei dieser die Gruppe, die als Frauen wahrgenommen wird, immer noch klar benachteiligt und aufgrund ihres wahrgenommen Geschlechts Diskriminierungen ausgesetzt ist.
An jedem verdammten Tag – plus one special Day !
Seit Jahren sagen wir immer und immer wieder, dass der politische Aktionismus nicht auf einen Tag im Jahr beschränkt werden kann. Wer am 13. Februar Nazis den Tag versaut, sollte das gefälligst an jedem Tag im Jahr versuchen. Genauso ist das mit dem achten März. Es kann nicht sein, dass wir uns an einem Tag im Jahr alle zu Feministen_Innen ausrufen und alle „Männer“ pro-feministisch sind, den Rest des Jahres aber „rummackern“ und Macho-Gehabe erlaubt ist, weil man am achten März … Nein, so nicht! Es ist wichtig, das ganze Jahr seine eigene Praxis und seinen Gestus zu reflektieren. Davon nehmen wir uns selbstverständlich nicht aus und uns ist wohl bewusst, dass wir vielleicht das eine oder andere Mal über das Ziel hinausschießen. Es gibt also auch in linksradikalen Kreisen viel Arbeit zu diesem Thema. Trotzdem finden wir es wichtig, dass es Aktionstage gibt, an denen mensch aus dem alltäglichen Trott herausgerissen wird und auch mal die Chance hat, sich genau auf ein Thema zu konzentrieren und Aktionen vorbereiten kann. Der achte März sollte auch durch seine weit über die linksradikale Bewegung hinausgehende Bekanntheit als Einstieg dienen, als Möglichkeit, unser Verständnis von Feminismus und Gleichberechtigung in die Gesellschaft zu tragen und nicht anderen das Feld zu überlassen. Umso trauriger, dass dieses Jahr keine Aktionen in Dresden stattfanden.