Dresdens Vorreiterrolle in Sachen Kunst und Kultur
Eine Stadt im Kampf „wider den undeutschen Geist“
Am 10. Mai 1933 brannten im Zuge der „Aktion wider den undeutschen Geist“ deutschlandweit unzählige Werke, welche nicht in das kleingeistige Weltbild der Nationalsozialist_innen passten. Im Land der Dichter und Denker, welches sich damals wie heute gern als die Krone der kulturellen Evolution sah und sieht, nahm Dresden eine Vorreiterrolle in der Vernichtung von literarischen Werken von nationalen wie internationalen Schriftsteller_innen ein.
Dabei traf es Schriften verschiedenster Bereiche, von wissenschaftlichen Schriften, Trivialliteratur bis zu Werken über Religion, Philosophie, Pädagogik und Politik. Exemplarisch sollen hier Erich Kaestner, Heinrich und Klaus Mann, Bertha von Suttner, Nelly Sachs und Kurt Tucholsky aber auch internationale Schriftsteller_innen wie Ernest Hemingway, Sigmund Freud, Henri Barbusse oder Herbert G. Wells genannt werden.
Während die deutschlandweit organisierten Bücherverbrennungen im Mai 1933 stattfanden, tat sich Dresden mit Bücherverbrennungen, initiiert von SA und SS, bereits am 7. und 8. März hervor. Unter Polizeischutz und reger Anteilnahme der Dresdner Bevölkerung wurden vor der Volksbuchhandlung in der Neuen Meißner Straße und am Wettiner Platz „jüdische, marxistische [sowie] liberalistisch-zersetzende Schriften” dem Feuer überlassen. Damit war die selbsternannte Kunst- und Kulturstadt, die erste deutsche Stadt überhaupt, in der Teile dessen vernichtet wurden, worauf sich der deutsche Kulturchauvinismus schon seit hunderten von Jahren konstituiert. Von dieser Aktion getrieben, ging ein wesentlicher Impuls auf andere Städte über, welche im Rahmen oder in Nachahmung dessen in den Aktionen „wider den undeutschen Geist“ gipfelten, bei der unter der Führung des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) und der Deutschen Studentenschaft dann am 10. Mai 1933 die deutschlandweiten Bücherverbrennungen stattfanden. International erregten die Geschehnisse des 10. Mai Aufmerksamkeit und lösten in Teilen der Welt Proteste aus, so geschehen z.B. in den USA und den Niederlanden.
Während Dresden jedes Jahr am 13. Februar der unschuldigen Opfer der Stadt gedenkt, wird Ereignissen wie der Reichspogromnacht nur marginal gedacht, oder wie am Beispiel der Bücherverbrennungen gesehen gar nicht. Dabei bilden diese Ereignisse den Kontext, in dem die Luftangriffe auf Dresden und andere deutsche Städte erst notwendig wurden.
„Dies war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ – Heinrich Heine –
http://www.buecherverbrennung33.de/schwarzelisten.html
http://buecherverbrennung.wordpress.com/2012/11/05/buecherverbrennung-in-dresden/
http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/zentrale_einrichtungen/ua/navpoints/archiv/doku/verbrennung1933