Mit Hass für den Frieden?
Nachdem in letzter Zeit in mehreren Städten so genannte „Demonstrationen für Frieden in Gaza“ stattfanden, wird ebenfalls in Dresden zu einer Demonstration unter dem Motto „Stoppt den Krieg in Palestine(Gaza)!“ [sic!] aufgerufen. Mobilisiert wird, wie bei ähnlichen Veranstaltungen üblich, über „Facebook“. Dort finden sich neben „Fuck Israel“- und „Free Palestine“- Kommentaren vor allem Videos, Bilder und Karikaturen, die die vermeintlich von Israel ausgehende Gewalt und den Hass gegenüber nicht- jüdischen Menschen veranschaulichen soll. Schnell zeigt sich, dass wenig bis kein Interesse am Frieden vorhanden ist. Im Mittelpunkt steht der gemeinsame Kampf gegen Israel, der lediglich als Fassade für den Judenhass nicht weniger Teilnehmer_innen dient.
Nur wenige Klicks weiter, auf den Profilen vermeintlicher Organisator_innen und Wortführer_innen, zeigt sich dies nur allzu deutlich. Neben Karikaturen, die Israelis zeigen, welche sich im Blut von Gaza baden, während der Rest der Welt zuschaut, wird zum Boykott vermeintlich israelischer Produkte aufgerufen. Es gibt „Likes“ für ISIS- Propagandavideos und sogar Bilder mit positiver Bezugnahme zu Osama bin Laden werden „gepostet“. Auf der einen Seite werden antisemitische Stereotype benutzt, auf der Anderen wird unverhohlen mit islamischen Terrorist_innen sympathisiert. Was dies mit Frieden zu tun hat, bleibt ein Geheimnis. Ein anderer User schreibt in der Veranstaltung ohne Zusammenhang über den rassistischen Mord an Marwa El-Sherbini. Was hier gleichgestellt werden soll, kann jede_r selbst entscheiden.
Ein Blick in andere Städte zeigt, wo diese Anschauungen hinführen können. In Essen griffen Teilnehmer_innen einer von der „Linksjugend Solid“ veranstalteten Kundgebung eine Gegenkundgebung unter „Tod den Juden“- Rufen und weiteren antisemitischen Parolen an. Mehrere Personen, die mutmaßlich einen Anschlag auf die Synagoge geplant hatten, wurden im Vorhinein festgenommen. In Bremen wurden ein Journalist und mehrere Passanten von einem Mob, der unter anderem „Zionisten sind Faschisten“ skandiert, attackiert. In Hannover und Göttingen wurden ebenfalls pro-israelische Kundgebungen angegriffen. In Berlin wurde ein Mann, der als Jude erkannt wurde, beschimpft. Anschließend brüllte die Menge “Jude, Jude, feiges Schwein – komm heraus und kämpf allein!”. Diese und andere Vorfälle zeigen, welche Gefahr von diesen Veranstaltungen ausgehen. In Paris wurden aus Demonstrationen heraus Synagogen angegriffen, wobei eine kurzzeitig brannte. Dies wurde vom französischen Ministerpräsidenten Manuel Valls als „eine neue Art Antisemitismus“, der sich unter Jugendlichen in Arbeitervierteln ausbreite, bezeichnet. Hierbei wird das gesamtgesellschaftliche Problem Antisemitismus auf einzelne unliebsame „Gruppen“ runtergebrochen.
Oft nehmen auch Menschen und Gruppen, die sich selbst als links verorten, an diesen Veranstaltungen teil, oder sind wie in Essen gar Anmelder_innen dieser. Für uns als Antifaschist_innen ist dies ein unhaltbarer Zustand. In unseren Augen steht ein linkes Selbstverständnis konträr zu einseitigen Schuldzuweisungen und Antisemitismus. Wo immer Menschen ausgegrenzt, diffamiert und verfolgt werden, muss interveniert werden.
Fight Antisemitism!
Undogmatische Radikale Antifa Dresden