Wieder Anastasia-Rekrutierungsveranstaltung in der Wurzelküche
Christine Langhammer, die Wurzelküche und das Urvertrauen.
Oder: Wen willst du eigentlich verarschen?
„Hinter dem Begriff “Anastasia” verbirgt sich eine spezielle Form völkischer Siedlungsbewegungen, die dem Spektrum der sogenannten Neuen Rechten zuzuordnen ist. Ihr Bezugsrahmen ist eine rassistische und antisemitische Blut-und-Boden-Ideologie, gepaart mit esoterischen Elementen sowie einem antiemanzipatorischen und antifeministischen Denken. Für die regionale Anastasia-Bewegung ist das Lokal Wurzelküche in der Alaunstraße 11 ein wichtiger Anlaufpunkt. Es dient als Ort zur Planung und Umsetzung eines völkischen Siedlungsrings und ähnlicher Garten- beziehungsweise Siedlungsprojekte in und um Dresden. Weiterhin dient es als Raum für Veranstaltungen wie Lesungen aus den Anastasia-Büchern.“
Am 10. November 2021 veröffentlichten wir unsere Recherchen zur Wurzelküche in der Dresdener Neustadt und deren Betreiberin Christine Langhammer. Nach dem Lesen unseres Artikels sowie dem dazugehörigen Folgeartikel, bleibt kein Zweifel mehr daran bestehen, dass Christine Langhammer und ihr Lokal wichtige Schnittstellen der regionalen extrem rechten völkischen Siedlungs- und Anastasia-Bewegung darstellen.
Schon ihre damaligen Aktivitäten und Äußerungen ließen mehr als daran zweifeln, dass Christine Langhammer auch nur irgendetwas bereut oder sich gar von menschenverachtenden Einstellungen und der Anastasia-Bewegung distanziert. Auch wenn sie in der Lokalpresse eine Bühne dafür bekam sich geläutert zu gerieren und sich quasi distanzierte [1], offenbarten diverse Screenshots ihrer Social Media Aktivitäten, auch in Reaktion auf die Kritik an Christine Langhammer infolge unserer Rechechen, ihr Weltbild aus Verschwörungsideologie, antisemitischen und antidemokratischen Versatzstücken.
Wer dennoch glaubte, Frau Langhammer Glauben schenken zu müssen, wird nun, eineinhalb Jahre später eines Besseren belehrt. Wieso? Am kommenden Samstag, den 03. Juni 2023, lädt Christine Langhammer wieder einmal in die Wurzelküche um für die völkisch-antisemitische und antifeministische Anastasia-Bewegung zu werben. [2]
Landsitzsiedlungen, Dolmen und eine Schule der besonderen Art
Gezeigt werden soll der Film „Die Reise zum Urvertrauen“. Drei junge Menschen reisen „über 10.000 km durch das facettenreiche Russland.“ und berichten von ihrer 70-tägigen Reise, mit Besuch von „4 Landsitzsiedlungen, ca. 20 Dolmen und eine Schule der besonderen Art.“
Auch wenn der Name Anastasia in der Ankündigung für Dresden tunlichst vermieden wird, nicht wie im nordhessischen Sachsenberg, wo man offen damit warb, sich „auf den Spuren von Anastasia und Megre“ zu bewegen, wird spätestens hier klar, um was für einen Film es sich handelt.
Landsitze sind ein Grundpfeiler der Anastasia Ideologie. Hierbei handelt es sich um 1 Hektar große Grundstücke, mit dem Ziel autark zu leben. Was auf den ersten Blick harmlos und romantisch daherkommt, ist im Kern aber die Grundlage für eine antidemokratische, patriarchal-sexistische und dem Postulat der Gleichheit widersprechende Lebensform. Auch sind diese Familienlandsitze Teil des rechten Konzeptes der Land- und Raumnahme, der Ausbreitung und Normalisierung anti-pluralistischer Ideen mit dem Ziel einer rechten Hegemonie.
Bei Dolmen handelt es sich um Gräber aus großen und unbehauenen Steinen, welche, Stand heute, erstmals circa 3500 v. u. Z. entstanden. In den Werken von Wladimir Megre und der Anastasia-Ideologie spielen Dolmen eine wichtige Rolle. In diese Steingräber, welche die Figur der Anastasia im zweiten Band der Buchreihe als Heiligtümer Russlands betrachtet, gingen Menschen, „die sich die Fähigkeit bewahrt hatten, die umfassende Weisheit des Weltalls zu nutzen.“ Die Dolmen dienen dem „heutigen Menschen“ angeblich als „Informationsempfänger, durch die man mit der Intelligenz des Universums in Kontakt treten kann.“
Zu guter Letzt die „Schule der besonderen Art“. Auch hier versucht Frau Langhammer wohl bewusst zu verschweigen, worum es sich handelt. In der Ankündigung für die Filmvorführung im nordhessischen Sachsenberg gibt man sich weniger verschlossen und benennt diese Schule klar als Schetinin-Schule. Diese Schulen beruhen auf der wundergläubigen und esoterischen „Pädagogik“ von Michail Petrowitsch Schetinin und sind stark geprägt von den Büchern Wladimir Megres. Neben der völkisch-antisemitischen und antipluralistischen Ideologie wird kritisiert, dass diese Schulen, besser, Bewegung eine „spirituell-nationalorientierten Sekte“ darstellen.
Vetrauen? Urvertrauen?
Diese Veranstaltung, die ganz klar als Werbe- und Rekrutireungsveranstaltung für die Anastasia-Bewegung und die menschenverachtenden Ideen dahinter bezeichnet werden muss, zeigt wieder einmal wes Geistes Kind Christine Langhammer ist. Wir kaufen ihr ihre vermeintliche, naturbezogene und ganzheitliche Naivität nicht ab. In ihrem „Statement zu den Vorwürfen der Antifa“ schreibt sie:
„Diese rechte Bewegung [Anastasia, Anm. URA] hat nichts mit mir zu tun und ich umgebe mich auch nicht mit solchen Menschen. Ich möchte auch keine völkische Siedlung gründen, mir wird schon übel, wenn ich nur daran denke.“ [3]
Nach dem nur ein paar Monate ins Land gegangen sind, und die Kritik an Christine Langhammer und ihrer Wurzelküche seltener formuliert wird, macht Frau Langhammer jetzt genau da weiter wo wir sie im November 2021 unterbrochen haben. Sie bewirbt die völkisch-antisemitschen, antifeministischen und demokratiefeindlichen Ideen Megres und fungiert weiter als rechte Netzwerkerin. Wir fragen uns immer noch, weswegen es zum Rohkostschnitzen und Bio-Gärtnern einer Ideologie der Diskriminierung und Ausgrenzung bedarf, wenn nicht zur Weitergabe ihrer menschenverachtenden Inhalte?
Deshalb bleiben wir dabei: Dieser Drecksladen muss weg!
PS: Da Frau Langhammer immer wieder betont offen für Diskussionen zu sein, werden 18:00 die Türen verschlossen, um sich keiner Kritik aussetzen zu müssen. Deshalb wird um Pünktlichkeit gebeten, falls ihr euch den Spuk antun wollt!
Kein Viertel für Ausgrenzung – Kein Viertel für die Wurzelküche!
Screenshots
[1] Interview im Kulturmagazin “Augusto”, in dem Langhammer beteuert keine Veranstaltungen mehr zur Anastasia Buchreihe geben zu wollen :
[2] Bewerbung des Filmabends “Reise ins Urvertrauen” auf der Website der Wurzelküche :
[3] Vorgeschobenen Distanzierung Langhammers von der Anastasia Bewegung auf der Website der Wurzelküche :
Komplettes Statement unter https://wurzelkueche.de/antifa-ich-vergebe-ihnen-denn-sie-wissen-nicht-was-sie-tun/