Gewerbetreibende positionieren sich gegen (Neo-)Nazis.
Im Hechtviertel und der Neustadt Dresdens haben Gewerbetreibende ein
starkes Signal gegen (Neo-)Nazis, Sexist*innen und Rassist*innen gesetzt.
An den Eingängen zahlreicher Läden im Hechtviertel ist seit letzter Woche ein großformatiger Aufkleber mit der Aufschrift „Kein Viertel für Nazis – Rassist*innen, Sexist*innen und andere Menschenfeinde werden hier nicht bedient!“ zu sehen. Verschiedene Gewerbebetriebe, darunter das “Heartbreak”, der “Falsche Hase”, das “Sesam öffne dich”, “Der Dicke Schmidt” und der “Nachtwurm”, haben den Aufkleber im Rahmen der Kampagne “Kein Viertel für Nazis” angebracht.
Die Kampagne wurde im Juli durch die Undogmatische Radikale Antifa Dresden (URA Dresden) initiert, und will auf die zunehmende Präsenz von rechten Einstellungen und diskriminierenden Verhalten in der Neustadt und im Hechtviertel aufmerksam machen. So fand im Juli bereits eine große Demonstration unter dem Motto “Kein Viertel für Nazis” statt und zahlreiche Rechercheartikel zu rechten Läden in der Neustadt wurden veröffentlicht.
[1][2] Mit der Sticker-Aktion für Gewerbetreibende wird nun deutlich sichtbar, dass auch Kneipen, Cafés, Bars und andere Geschäfte keine Lust auf Sexist*innen, Rassist*innen und (Neo-)Nazis haben.
In den vergangenen Jahren nahmen die Zahl rechter Übergriffe sowie Versuche politischer Raumnahme durch (Neo-)Nazis in der Neustadt und dem Hechtviertel zu. Immer wieder gab es rassistische, antisemitische oder sexistische Beleidigungen oder tätliche Angriffe. Ein markantes Beispiel hierfür ist die Nacht vom 19. auf den 20. April 2019, als in der Neustädter “MyBar24” mehrere Dutzend (Neo-)Nazis den Hitler-Geburstag feierten und im Laufe des Abends versuchten, Passant*innen anzugreifen. Neben körperlichen Übergriffen oder Beleidigungen machen sich (Neo-)Nazis und diskriminierendes Verhalten auch auf anderen Wegen im Viertel breit. Beispielhaft genannt sei hier die Übernahme der beliebten Eck-Kneipe “Erlenklause“ durch Michael Wirth. Nach antifaschistischem Engagement und Aufklärungsarbeit über die Verortung des Wirtes im (extrem) rechten Spektrum, kündigte die Hausverwaltung dem Betreiber der “Erlenklause” unverzüglich. Subtiler versuchte es die völkisch-neonazistische Influenzerin Sarah Bergemann mit dem Friseurinnenladen “Schnitte im Hecht” und der Etablierung ihrerselbst als Personenmarke in den sozialen Medien. Auch hier waren es antifaschistische Recherchearbeit und Intervention, die ihr die neonazistische Raumnahme und eine weitere Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas erschwerten.
Die Kampagne „Kein Viertel für Nazis“ ist eine Antwort auf die verschiedenen rechten Umtriebe in der Neustadt und dem Hecht. “Man muss den (Neo-)Nazis die Neustadt und das Hecht so unattraktiv, wie nur möglich, machen.” so Alex Elser, Pressesprechin der URA. “Selbiges gilt auch für alle Anderen, die durch diskrimierendes Verhalten auffallen, weswegen wir bei dem Thema (Neo-)Nazis nicht stehenbleiben werden und uns, nun auch gemeinsam mit den Gewerbetreibenden, stark machen gegen Antisemitisimus sowie Sexismus.”
Hierfür besuchten Aktivist*innen der URA Dresden in der vergangenen Woche verschiedene Bars, Kneipen, Cafés und andere Ladengeschäfte in der Neustadt und dem Hechtviertel. In Gesprächen mit den Betreiber*innen
wurde deutlich, dass auch ihnen das Thema am Herzen liegt und sie keine Lust auf Rechte und diskriminierendes Verhalten in ihren Läden haben. Diesem Anspruch wird durch die Aufkleber-Kampagne nun deutlich Ausdruck
verliehen, ein klares Statement, das nicht nur aufzeigt, wer draußen bleiben muss, sondern auch, dass in diesen Geschäften eine Wohlfühlatmosphäre herrscht, in der Diskriminierungen keinen Platz finden.
“Wir hoffen, dass auch andere Lokalitäten sich ein Beispiel am positiven Engagement der Gewerbetreibenden nehmen, die sich bisher an der Kampagne beteiligen. Kein Bier, keine Limonade, keine Falafel für Nazis! Die an
der Kampagne beteiligten Geschäfte haben Nazis satt! Sie stehen gegen Menschenfeinde und machen sich stark für eine lebenswerte, offene und tolerante Gesellschaft ohne Ausgrenzung”, so Elser weiter “Daher besuchen wir auch in den kommenden Tagen verschiedene Läden in der Neustadt und im Hechtviertel, um über unsere Kampagne aufzuklären und um mit Gewerbetreibenden ins Gespräch zu kommen. Interessierte können uns
selbstverständlich eine Email schreiben, um weitere Informationen oder direkt den Tür-Aufkleber zu erhalten, damit sie sich an der Kampagne “Kein Viertel Für Nazis” beteiligen können.”
Zur Kampagne: “Kein Viertel Für Nazis”