Demo: TEKNO AGAINST FASCISM AND RACISM
Brecht das Schweigen!
In der Nacht auf den 30. August 2020 stach der 16 – jährige Neonazi Florian Rosenkranz auf einer unkommerziellen Teknoparty (FreeTekk) in der Dresdner Heide auf zwei Menschen ein.[1] Nach rassistischen Äußerung und dem Zeigen des „Hitlergrußes“ von Seiten des Täters griff dieser zu einem Messer mit einer ca. 18 cm langen Klinge und verletzte die beiden Betroffenen schwer, eine der Personen lebensgefährlich. Ermittelte die Dresdener Polizei anfangs lediglich wegen schwerer Körperverletzung, sieht auch die Exekutive mittlerweile einen versuchten Totschlag. Die Staatsanwalt aber kann noch immer kein politisches Motiv erkennen, sie hat sich diesbezüglich bis heute nicht öffentlich korrigiert. Im lokalen Blätterwald herrscht nach kurzer Erwähnung der Tat eine ohrenbetäubende Stille.
Menschenverachtende Einstellungen und rechte Gewalt sind Alltag, nicht nur in Dresden. Die Chronik der Opferberatung Sachsen zu rechten Über- und Angriffen[2] wächst quasi täglich. Böse Blicke und abwertende Gesten hingegen werden selten statistisch erfasst, doch hinterlassen sie meist tiefe Narben bei den Betroffenen. Die Mehrheitsgesellschaft bekommt dies nicht mit – oder ab.Doch scheint die versuchte Tötung Ende August qualitativ herauszustechen. Irrtum! Im März 2020 wurde einem Menschen in einer Dresdner Straßenbahn aus einem rassistischen Motiv heraus fast die Halsschlagader durchtrennt.[3] Am 24. Oktober 2010 wurde Kamal K. In Leipzig von Nazis ermordet. Allein in Sachsen gab es seit 1990 19 rechtsmotivierte Morde.[4]
(Neo-)Nazistische Gewalt ist jedoch nicht die einzige Bedrohung für Personen, die aus der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen werden und denen das Leben in diesem Land durch staatliche Strukturen so schwer wie möglich gemacht wird: Struktureller und institutioneller Rassismus – von racial profiling über (tödliche) Polizeigewalt bis hin zu einem menschenfeindlichen “Asyl”-System – ziehen sich traditionell durch die (gesamt)deutsche Geschichte.
Am 25. Oktober jährt sich die rassistische Montagsdemontration „Pegida“ zum 6. Mal. Zwar ist der Veranstaltung lange nicht mehr die Bedeutung beizumessen, die sie zu Beginn hatte, als sie als Sprachrohr eines neuen rechten Selbstbewusstseins im Zuge des „Summer of Migration“ zehntausend Leute auf die Straße brachte und damit ihren Teil zur Normalisierung (extrem) rechter Sprache im öffentlichen Diskus beitrug. Doch zeigen sowohl ihr fortwährendes Bestehen ebenso wie die rechten Morde und Angriffe die Kontinuität und die tiefe Verankerung rechten Gedankenguts in Sachsen.
Um auf die versuchte Tötung, aber auch auf die alltägliche Gefahr durch rechte Gewalt aufmerksam zu machen, wollen einige Dresdner Soundsysteme einen Finger des Sternmarsches gegen den 6. Pegidageburtstag bilden. Wir teilen dieses Anliegen und rufen Euch dazu auf, Euch dem TEKNO AGAINST FASCISM & RACISM-Finger anzuschließen! Wir wollen uns dabei nicht an „Pegida“ als Symptom deutscher Zustände abarbeiten, wir wollen auf Sachsen, Deutschland und die Gesamtscheiße aufmerksam machen. Diese besteht aus Kapitalismus, autoritärer Formierung und einem globalen Rechtssog in deren Fahrtwasser.
Kommt am 25. Oktober nach Dresden und schließt euch an! Genauer Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben.
[1] https://ura-dresden.org/brecht-das-schweigen
[2] https://www.raa-sachsen.de/support/chronik
[3] https://www.raa-sachsen.de/support/chronik?landkreis=Stadt+Dresden&jahr=2020&monat=3
[4] https://ura-dresden.org/19zuviel